Unsere ersten Tage auf Weltreise
Istanbul, die Stadt der zwei Kontinente. Geschichtsträchtig auf der einen Seite, chaotisch auf der anderen Seite. Start und Ende zugleich.
Vom Flughafen Hahn ging es mit einem Zwischenstopp im serbischen Nis zum Startpunkt unserer Weltreise. Der Flughafen Nis präsentierte sich von seiner besten Seite. Gleich am Transferschalter abgefangen, wurden wir sogleich von drei Flughafenmitarbeiterinnen durch das VIP-Gate zum nächsten Boarding-Schalter eskortiert. Für uns alle war es der erste Besuch dieser sagenumwobenen Stadt. Dementsprechend fiel es uns schwer uns im öffentlichen Nahverkehr zurecht zu finden. Nach einer langen Anreise-Odyssee konnten wir unser gemütliches Apartment beziehen. Schnell noch was Essen gehen und dann ab ins Bett… so dachten wir, als wir unsere Unterkunft auf der Suche nach etwas zu essen verließen. In einer belebten Gasse fanden wir neben etwas essbarem auch eine Meute Fußballfans. Am heutigen Abend stand das Vorrundenspiel der Champions League Galatasaray Istanbul Even den FC Liverpool an. Auf ein Spektakel hoffend, harrten wir aus. Alle fieberten mit. Kurz nach Mitternacht endete das Spiel mit einem hauchdünnen 1:0. Die Gasse bebte. Menschen jubelten, sangen und umarmten sich. Bier flog durch die Nachtluft. Das muss Istanbul sein. Das war nun jedem von uns klar.
Kräfte mussten gesammelt werden. Wir schliefen aus. Mit dem Taxi ging es auf die zweite der beiden zu Europa gehörenden Seiten von Istanbul. Weiß und mit blauen Kuppeldächern stand auch schon die Sultanahmet-Moschee, besser bekannt als „blaue Moschee“, vor uns. Eine Moschee voller islamischer Eleganz. Der Besuch war für uns alle kostenlos. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich jedoch ein Bauwerk, welches für mich der Inbegriff von Istanbul war. Die Hagia Sophia. Einst als Kirche erbaut, wurde sie den Byzantinern durch die Osmanen entrissen und zu einer Moschee umfunktioniert. Nach einer Unterbrechung als Museum, dient sie seit 2020 wieder als Moschee. Schade. Im Innern des Gotteshauses sind die meisten christlichen Abbilde von islamischen Schriftzeichen überdeckt worden. Die wenigen verbliebenen Bildnisse der christlichen Epoche verfallen zunehmend. Nichtsdestotrotz spürt man in jedem Winkel der Hagia Sophia ihre lange und symbolkräftige Geschichte. Ein einzigartiges Bauwerk. Der Tag fiel vollkommen unter das Stichwort Sightseeing. So wurde auf dem Weg Richtung Unterkunft nicht nur der Große Basar, sondern auch der Ägyptische Basar abgeklappert. Beide Basare konnten uns nicht überzeugen und entsprachen auch nicht unserer Vorstellung. Sind wir doch die überdachten Souks aus Marrakesch gewohnt, sind diese Basare geordnet und aufgeräumt und reichlich verziert. Im Schnelldurchgang und mit gut 20.000 Schritten in den Beinen ging es über die Galatabrücke Richtung Galataturm. Die Gassen rund um diesen ehemaligen Wachturm sind Schauplatz viele Restaurants und Cafés, die sowohl Anziehungspunkt für Einheimische als auch Touristen sind. Dies führt zu einem bunten Treiben auf der, für die vielen Menschen, viel zu kleinen Gasse. Es ist laut und warm und wir konnten unsere favorisierte Einkehr ausfindig machen. Das Maddies. Dieses Lokal konnte von Kaffe, über Ravioli und Limonade alles bieten, was unser Herz nach einem langen Sightseein-Tag begehrte.
Ich konnte es kaum erwarten. Mein heimlicher Favorit unter den Sehenswürdigkeiten Istanbuls stand auf dem Plan. Der Geruch beim Abstieg in die Basilika Zisterne war modrig und leicht feucht. Doch gleich von Beginn an bot sich ein einzigartiges Schauspiel aus Wasser, Licht und jahrtausendealterArchitektur. 336 weiße Marmorsäulen tragen die einst größte Wasserversorgung der Metropole. Dabei wurde keine einzige Säule für die Zisterne angefertigt. Sie alle stammen aus Rückbauten anderer Gebäude. So hat jede Säule für sich seine eigene Geschichte. Unvorstellbar welche Gefühle dieser Raum für die Menschen der Antike und geschichtliche Entdecker ausgelöst haben muss. Ein magischer und mysthischer Ort zugleich. Ein absoluter Gänsehautmoment. Ich werde mich gerne an diesen Moment zurück erinnern. Das bunte Viertel „Balat“ konnte uns leider nicht überzeugen. Die Anreise hier her stand dazu leider nicht im Verhältnis. Dafür konnte ein Besuch bei Maddies den Abend abrunden.
Istiklal Caddesi, die Straße Istanbuls. Überall Menschen, eine alte rote Straßenbahn, die in deren Mitte passiert sowie Geschäfte links und rechts der Straße. Auch ein Blick in die kleinen Nebengassen kann lohnenswert sein. Bei all der Hektik dieses Ortes sollte man nicht vergessen, die Zeit hier zu genießen.
85% der Einwohner leben auf der europäischen Seite der Stadt. Auch die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich hier. Trotzdem sollte man es nicht versäumen, den Bosporus zu überqueren und die asiatische Seite Istanbuls zu erkunden. Im Viertel Üsküdar nahmen wir an einem Lampenkurs teil. Jeder durfte mit bunten Mosaiksteinen einen eigenen Lampenschirm entwerfen, der im Anschluss auf ein geeignetes Untergestell geschraubt wurde. Ein besonderes Ereignis. Wann hat man die Möglichkeit seine eigene orientalische Lampen zu erstellen? Unsere werden voraussichtlich unsere neuen Nachttischlampen werden. Am asiatischen Ufer lässt sich der Bosporus wunderbar beobachten. Vor einem erbaut sich nur noch der Leanderturm bis dahinter das Mittelmeer folgt. Mit etwas Glück lassen sich hier auch Delfine beobachten. Meiner Ansicht nach ist mir dieses Glück zu Teil geworden. Leider kann dies keiner bestätigen, da sonst alle das stille Örtchen aufgesucht haben. Fakt ist, es gibt sie, es gibt Delfine im Bosporus. Mit der Fähre ging es am Abend zu unserer nächsten Station: eine Bosporus-Kreuzfahrt bei Nacht. Kurzum, es hat definitiv Spaß gemacht. Kostengünstigere Alternativen werden hier teureren Angeboten in Punkten Essen und Programm in nichts nachstehen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man durchaus die Lokalitäten in seiner näheren Umgebung testen sollte. Diese bieten in der Regel gutes Essen zu fairen Preisen an. Ein langes Umherlaufen und Suchen ist nicht nötig.
Dann war es soweit, Samstag, der 04.10. Abreisetag für Angelina und Mäddy. Schon im Vorfeld war mir bewusst, wie sehr mich dieser Abschied schmerzen würde. Dass er mich jedoch so sehr mitnehmen würde, hätte ich nicht gedacht. Mit den beiden würde das letzte Stück Heimat für die nächsten sechs Monate gehen. Tränen flossen. Auf einmal ging alles ganz schnell und weg waren sie. Lediglich Angelinas Worte: „Ab jetzt ist es euer Abenteuer“ hallte uns noch in den Ohren.
